Altersheim Hermolingen Rothenburg

Die über hundertjährige Geschichte des „Haus & Hof“ von Hermolingen zeigt eindrücklich, dass die ursprüngliche Idee, pensionierten landwirtschaftlichen Angestellten ein bäuerlich geprägtes Zuhause zu ermöglichen, nichts an Aktualität eingebüsst hat. Das heutige Ensemble von Hermolingen tritt als ortstypischer, landwirtschaftlicher Betrieb in Erscheinung. Einzig der aus dem Jahre 1938 stammende Massivbau, das eigentliche Wohnhaus, zeugt von einer anderen Nutzung. Das landwirtschaftliche Altersheim wird ähnlich wie in einem bäuerlichen Haushalt geführt. Der Neubau versteht sich als Weiterführung des bestehenden Wohnhauses und wird als Längsrechteck in nördlicher Ausrichtung vom Lärm abgewandt positioniert. Der Neubau komplettiert das Geviert auf eine selbstverständliche Art und bildet ein neues Gegenüber der Scheune. Das bestehende Wohnhaus wird weiterhin als Hauptbau wahrgenommen und prägt das Bild zur Strasse hin. Der neue gedeckte Haupteingang des Altersheims beider Bauten liegt unter dem neuen Verbindungsbau und führt über den Ausssensitzplatz der Cafeteria, dem eigentlichen Herz der Anlage. Flankiert wird diese neue Mitte durch die beiden mächtigsten Bäume auf dem Areal. Das bestehende Wohnhaus soll einer vertretbaren ganzheitlichen Sanierung unterzogen werden, mit dem Hauptziel, die bescheidenen Zimmergrössen in ihrer Grösse in etwa zu verdoppeln. Dem haushälterischen Umgang der Nutzflächen entsprechend, wird für den Neubau einen möglichst geringen Fussabdruck angestrebt. Auf einer einfachen Struktur basierend, mit einer zweiseitigen Orientierung beherbergt der Neubau gut die Hälfte der Zimmer. Eine westseitig durchlaufende Balkonschicht im ersten Obergeschoss belebt die neue Mitte der landwirtschaftlichen Anlage und bietet einen gedeckten Aussenraum für den Speisesaal im Erdgeschoss. Die gewählte simple Struktur, sowie die Lage der Treppenhäuser lassen die Umwandlung in unterschiedlichste Formen von Wohngemeinschaften mit Dienstleistung zu. Der Neubau reiht sich nahtlos in das landwirtschaftliche Ensemble von Hermolingen ein und vereint konstruktive und typologische Elemente der Nachbarsbauten, der Scheune und dem Hofladen mit Schopf. Zurückhaltend und elegant zeigen sich die durch die Struktur und durch die Gebäudeform prägenden Fassaden. Hinterlüftende, unbehandelte, sägerohe Fichtenbretter schmücken den Bau. Die Schalung des Erdgeschosses unterscheidet sich bezüglich der Proportion gegenüber den oberliegenden Geschossen, in Anlehnung an ein Sockelgeschoss. Der Neubau wird aufgrund von wirtschaftlichen Überlegungen als Hybridbau vorgeschlagen. Während Betondecken, Treppenkern mit Lift und die beiden tragenden Wände des Korridors als Massivbau geplant sind, werden die Aussenwände als vorgefertigte Holzkonstruktion mit integrierten Stahlstützen vorgesehen. Der Entwurf ist darauf bedacht, qualitative und einfache Räume zu schaffen, welche sämtliche für die Wirtschaftlichkeit bestimmenden Faktoren berücksichtigen.

Bauart: Neubau, Sanierung
Nutzung: Betreutes Wohnen, Gastronomie, Verwaltung
Standort: Stationsstrasse 40, 6023 Rothenburg
Projektwettbewerb: 2021, engere Wahl
Bauherrschaft: Stiftung Altersheim Hermolingen
Holzbauingenieur: Pirmin Jung AG, Rain