Das in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert erbaute Wohnhaus bildet einen wichtigen Teil der geschlossenen östlichen Häuserzeile der Stadtstrasse. Der schützenswerte Bau hat sein klassizistisch geprägtes Erscheinungsbild erhalten und besitzt mit der Fassadenmalerei einen hohen Seltenheitswert. Im Osten der Liegenschaft, geprägt von charakteristischen, engen Gassenräumen, erstreckt sich eine Gartenparzelle, die über einen Nebenbau mit dem Haupthaus verbunden ist. Der zweigeschossige Ergänzungsbau in einfacher Riegelkonstruktion auf steinernem Sockel wird mit einem Übergang, der einzige Holzübergang dieser Art im Ortskern, über der Mittlergass mit dem Haupthaus verbunden. Ein Atelier, aus dem Französischen für Werkstatt, ist der Arbeitsplatz eines Kreativen und bezeichnet im weiteren Sinn auch Räumlichkeiten, die zum Wohnen und Arbeiten geeignet sind. Kennzeichnend für diese Bauaufgabe sind einfache, überhohe Räume mit oft seitlich positionierten, grosszügigen Verglasungen. Diesen Attributen verpflichtet wird eine zeitgemässe Erneuerung des Bestandes im Einklang mit ortsbaulichen und denkmalpflegerischen Belangen angestrebt. Der Eingriff nutzt Teile der bestehenden Bausubstanz und baut in Lage und Grundform auf dem Bestand auf. Das Gebäude besetzt eine Schnittstelle innerhalb der räumlichen Organisation und dient sowohl dem Aufenthalt als auch als Durchgang zum Gartengrundstück. Mit einer Anhebung der Dachfläche unter Beibehaltung der Dachform verändert sich die Volumetrie. Ausgestattet mit einer grosszügigen Verglasung gegen Süden orientiert sich der Atelierraum im ersten Obergeschoss hin zum Hofraum an der Mittelgass. Eine Sitzbank unterhalb der dreiteiligen Fensterfront flankiert den Raum, steht im Dienste verschiedenster Möblierungs- und Nutzungsvarianten und stellt Stauraum zur Verfügung. Eine kleine Treppe erschliesst zum Garten. Die Materialität der Innenräume ist einem angenehmen Raumklima verpflichtet und basiert auf einer einfachen, wertigen Bauweise. Das neue Hauptdach wird mit einer spezifischen Photovoltaikanlage gedeckt. Die grosszügige Glasfläche schafft einen direkten Bezug zum nahen Gassenraum und bestimmt die Gestalt des Anbaus. Als gegen aussen öffenbare Kippfenster konstruiert, werden die knappen Dimensionen des Innenraumes durch das Öffnen der Flügel erweitert. Begleitet wird das Fensterband im Obergeschoss von fünf Fensteröffnungen von reduzierter Wichtigkeit. Die einflügligen Fensteröffnungen werden von einer vorgestellten Holzkonstruktion ergänzt, die eine feine Gliederung bewirkt, die Belichtung filtert und dem Haus eine ganz spezifische Note verleiht. Der hellblaue Anstrich nimmt die äussere Erscheinung der Farbigkeit des Bestandesbaus aus den 1960er Jahren auf, reagiert auf die generell zarte, pastellige Farbigkeit des Ortes und der Umgebung und verspricht gegenüber dem grau gestrichenen, massiven Haupthaus elegant und frisch in Erscheinung zu treten. Die helle Fassadengestaltung vermag die engen Gassenräume der Mittlergass mit einem einladenden Eindruck zu bereichern. Auf der Basis einer klaren Formensprache und präzisen architektonischen Bauteilen wird eine sorgfältige, spannungsvolle äussere Erscheinung angestrebt. Als überraschendes Bijou in der zweiten Reihe des Städtchens soll der Entwurf das Ortsbild lustvoll bereichern und den Bewohnerinnen und Bewohnern als moderner Annex wertvolle Dienste leisten.
Bauart: Umbau
Nutzung: Atelier
Standort: Stadtstrasse 33, 6204 Sempach
Bauzeit: 2023 bis 2024
Bauherrschaft: Sandra und Daniel Lütolf, Sempach
Baumanagement: EXA Baumanagement AG, Luzern
Bilder: Roger Frei, Zürich